Hier finden Sie eine Referatsvorlage zum Werk „Das Nibelungenlied“. Es handelt sich hierbei um ein Heldenepos. Diese Präsentationsvorlage behandelt alle für eine Referat wichtigen Themenkreise. Insgesamt umfasst der Text 1285 Wörter.
Das Nibelungenlied ist ein Heldenepos
Das bekannteste mittelhochdeutsche Heldenepos ist das Nibelungenlied. (Der Ton liegt auf der ersten Silbe, wie ein langes i ausgesprochen!) Sein Verfasser, ein unbekannter Dichter aus dem österreichischen Donautal, schreibt in der einleitenden Strophe von den „alten maeren“, von denen er „sagen“ will:
Uns ist in alten maeren wunders vil geseit
von helden lobebasren,von grÔjer arebeit,
von frôuden, hôchgeziten, von weinen und von klagen,
von küener recken striten, muget ir nu wunder hoeren sagen.
Im Nibelungenepos sind zwei ursprünglich voneinander unabhängige Stoffe zu einem gemacht worden:
- die Sage von Siegfried und Brünhilde, in der mythischeVorstellungen überwiegen
- der Untergang der Burgunden unter ihrem König Gunthari (Gunther) im Kampf gegen die Hunnen im 5. Jahrhundert.
Wie Siegfried Kriemhild zum ersten Mal sah
- Das Nibelungenlied ist in 39 „Äventiuren“ (= Erzählabschnitte) eingeteilt.
- Die folgende Textprobe stammt aus der 5. Äventiure: „Wie Sîfrit Kriemhilt erste gesach“.
- Siegfried ist seit einem Jahr bei den Burgunden in Worms, hat aber Kriemhild noch nie zu Gesicht bekommen. Da lässt König Gunther aus Freude über den Sieg, den die Burgunden dank Siegfrieds Hilfe über die Sachsen und Dänen haben erringen können, ein großes Fest veranstalten.
- Zweiunddreißig Fürsten kommen mit ihrem Gefolge zum Fest nach Worms geritten.
271 An einem pfinxtmorgen sach man füre gän,
gekleidet wünnecliche, vil manegen küenen man,
fünf tüsent oder mere, da zer höchgezit.
sich huop diu kurzewile an manegem ende wider strit.
274 Waj waere mannes wünne, des vreute sich sin lip, ej entasten schoene mägede und herlichiu wip? Iäjet iuwer swester für iuwer geste gän.“
der rät was ze liebe vil manegem helde getan.
275 „Des wil ich gerne volgen“, sprach der künec dö. alle diej erfunden, die wärens harte vrö.
er enböt ej frouwen Uoten und ir tohter wol getan, daj si mit ir mageden hin ze hove solde gän.
281 Nu gie diu minnecliche also der morgenröt
tuot Üj den trüeben wölken, dä schiet von maneger not der si dä truoc in herzen und lange het getan: er sach die minneclichen nu vil herlichen stän.
283 Sam der liehte mäne vor den Sternen stät, des schin so lüterliche ab den wölken gät, dem stuont si nu geliche vor maneger frouwen guot. des wart dä wohl gehoehet den zieren helden der muot.
285 Er dähte in sinem muote „wie künde daj ergän daj ich dich minnen solde? daj ist ein tumber wän.
289 Ir heijet Sivriden zuo miner swester kumen,
daz in diu maget grüeje: des haben wir immer frumen. diu nie gegruojte recken, diu sol in grüejen pflegen: dä mit wir haben gewunnen den vil zierlichen degen.“
292 Do si den höhgemuoten vor ir stende sach, Vi
dö erzunde sich sin varwe diu schoene maget sprach:
„sit willekomen, her Sivrit, ein edel ritter guot.“
dö wart im von dem gruoje vil wol gehoehet der muot.
293 Er neic ir flijecliche: bi der hende si in vie. wie rehte minnecliche er bi der frouwen gie! mit lieben ougen blicken ein ander sähen an der herre und ouch diu frouwe: daj wart vil tougenlich getan.
295 Bi der sumerzite und gein des meien tagen dorfte er in sime herzen nimmer mer getragen so vil der höhen vreude denne er dä gewan, dö im diu gie enhende die er ze trüte wolde hän.
Zur Schreibweise und Aussprache des Mittelhochdeutschen:
- Ligatur ae (maeren) ist langes ä (wie in Bären).
- Ligatur ce (hceren) ist langes ö (wie in hören).
- j (grojer) ist das Zeichen für scharfes s (ß). iu (diu, iuch) ist als langes ü zu sprechen.
- c steht oft für k (minnecliche), sc manchmal für sch (diu scoene, scouwen).
- Der Buchstabe e nach einem i (ie) bezeichnet in mhd. Wörtern keine Länge, sondern wurde (wie heute noch in der
- bairisch-österreichischen Mundart) als Diphthong gesprochen:
- Ii | eb, Ii | ehte mäne, Kri | emhilt, di | e.
- sp und st (sprach, sterne) wurden als s | p und s 11 gesprochen (nicht als schp und seht).
- Der Buchstabe h bezeichnet in mhd. Wörtern entweder den Hauchlaut (wie in „hören“) oder den Reibelaut (wie in „Bach“).
- h ist im Anlaut (= am Wortanfang und am Anfang einer Silbe) als Hauchlaut zu sprechen:
mhd. | nhd. |
hüs | Haus |
sä-hen | sahen (nhd. stummes h!) |
- h ist im Auslaut (= am Wortende oder am Ende einer Silbe) als Reibelaut zu sprechen:
mhd. | nhd. |
sah (wie „ach“) | sah (stummes h) |
reh-te | recht (Reibelaut) |
- Länge und Kürze der Vokale unserer heutigen Sprache stimmen nicht immer mit den Lang und kurzmittelhochdeutschen Verhältnissen überein.
- Daher hat man bei der vereinheitlichten gesprochene Vokale
- Die kurzen Vokale in offener Silbe (sä-gen, de-gen)
- wurden erst im Neuhochdeutschen zu langen Vokalen.
- Dies ist eine der wesentlichsten Veränderungen in der Lautentwicklung vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen.
Auslautverhärtung
Im Mhd. heißt es:
bî den stunden aber von der stunt
des tages aber der tac
des lobes aber das lop
- Im Nhd. hat sich für zusammengehörige Formen vielfach eine einheitliche Schreibweise durchgesetzt, auch wenn dies der Lautung nicht entspricht:
-
- geben – gab (mhd. gap) liegen – lag (mhd. lac)
-
- Aber auch im Mittelhochdeutschen wird die Auslautverhärtung in der Schrift nicht immer angedeutet.
Zur Form des Nibelungenliedes
Das metrische Grundschema der Nibelungenstrophe sieht so aus:
Anvers Abvers
Der Abvers der letzten Langzeile gewinnt durch eine vierte Hebung größere Schwere, sodass der Abschluss der Strophe deutlich markiert ist. Die einzelnen Strophen weichen vom metrischen Grundschema bald da, bald dort etwas ab. So kann z. B. der Auftakt im Anvers und im Abvers fehlen.
Das Nibelungenlied wurde wahrscheinlich musikalisch vorgetragen. Der Sänger begleitete sieb selbst auf einem Saiteninstrument. Man nimmt an, dass die harte Zeilen- und Strophenmelodie eine betäubende Wirkung hatte und die entsprechende Stimmung, eine Mischung aus Hochgefühl und Traurigkeit, erzeugte.
1007 Dö si mit ir vrouwen zem münster wolde gän, dö sprach der kameraere: „jä sult ir stille stän! ej lit vor disem gademe ein ritter tot erslagen.“ dö begonde Kriemhilt vil harte unmajjliche klagen.
1008 E daj si rehte erfunde daj ij waere ir man, an die Hagenen vräge denken si began, wie er in solde vristen: dö wart ir erste leit. von ir was allen vreuden mit sinem töde widerseit.
1009 Dö seic si zuo der erden, daj si niht ensprach: die schcenen vreudelösen ligen man dö sach. Kriemhilde jämer wart unmäjen grÖj: do erschre si nach unkrefte daj al diu kemenäte erdÖj.
ioio Dö sprach daj gesinde: „waj ob ej ist ein gast?“ daj bluot ir Üj dem munde von herzen jämer brast. dö sprach si: „ej ist Sifrit, der min vil lieber man: ej hat geraten Prünhilt, daj ej hat Hagene getan.
1039 Diu naht was zergangen: man sagte ej wolde tagen. dö hiej die edel vrouwe zuo dem münster tragen
1041 Er sprach: „vil liebiu swester, owe der leide din, daj wir niht künden äne des grÔjen schaden sin. wir müejen klagen immer den Sifrides lip.“ „daj tuot ir äne schulde“, sprach daj jämerhafte wip.
1043 Si buten vasteir lougen. Kriemhilt begonde jehen: „swelher si unschuldec, der läje daj gesehen;
der sol zuo der bäre vor den liuten gen.
dä bi mac man die wärheit harte schiere versten.“
1044 Daj ist ein michel wunder: vil dicke ej noch geschiht, swä man den mortmeilen bi dem töten siht,
so bluotent im die wunden: als ouch dä geschach. dä von man die schulde dä ze Hagene gesach.
1045 Die wunden vlujjen sere alsam si täten e.
die e dä sere klageten, des wart nu michel me.
dö sprach der künic Gunther: „ich wibj iuch wijjen län.
in sluogen schächasre: Hagene hat es niht getan.“
1046 „Mir sint die schächaere“, sprach si, „wol bekant. nu läje ej got errechen noch siner vriunde hant. Gunther und Hagene, jä habet ir ej getan.“ die Sifrides degene heten dö ze strite wän.
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